abcsg.future macht’s möglich – zwei Stipendiatinnen berichten von St. Gallen in Wien
07.04.2015Dr. Verena Porto von der Frauenklinik Innsbruck und die Chirurgin Dr. Stephanie Strobl vom AKH Wien waren diesmal die Glücklichen, die ein Stipendium im Rahmen des abcsg.future-Programms erhalten haben. Mit den beiden Mentoren Univ.-Prof. Dr. Michael Stierer (Dr. Porto) und Assoz. Prof. Dr. Georg Pfeiler (Dr. Strobl) konnten sie die St. Gallen Breast Cancer Conference besuchen, die von 18.-21. März erstmals in Wien stattgefunden hat.
In einem kurzen Interview sprechen die beiden jungen Ärztinnen über ihre Erfahrungen.
War das Ihr erster internationaler Kongress?
Strobl: Nein. Ich hatte bereits die Gelegenheit, an einem ENETS-Meeting in Barcelona teilzunehmen.
Porto: Bei mir auch nicht. Ich hatte schon das Glück, auf internationalen Kongressen dabei sein zu dürfen, z.B. in San Antonio am SABCS und in Chicago am ASCO. Ich war aber sehr gespannt, wie St. Gallen sein würde, da dies ein ganz besonderer Kongress ist, und heuer zum ersten Mal in Wien.
Was war Ihr erster Eindruck, als Sie vor Ort waren?
Strobl: Man hat gleich gemerkt, dass das wirklich ein internationaler Kongress ist. Teilnehmer und Experten aus allen Teilen der Welt waren quasi überall und daraus resultiert auch die doch weltweite Beachtung des Kongresses.
Porto: Am ersten Tag wurde ich von Prof. Stierer bereits vor Ort empfangen. Er half mir auch bei der Anmeldung, die völlig reibungslos und sehr rasch mittels Barcode am Automaten erfolgen konnte. Erst beim Eintreffen im Kongresssaal sah man, dass das Austria Center tatsächlich mehrere Tausend Teilnehmer problemlos aufnehmen kann. Das hat mich sehr beeindruckt. Auch die gute Organisation hat man bemerkt, so konnte man z.B. während des Kongresszeitraums die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzen. Wien ist natürlich eine wunderschöne Stadt, um als Austragungsort für einen Kongress zu fungieren, und die spärliche Zeit neben den interessanten Sessions optimal für andere Unternehmungen zu nutzen.
Wie gut konnten Sie sich am Kongress zurechtfinden?
Strobl: Sehr gut! Ich bin mit meinem Mentor Prof. Pfeiler das Programm vorab durchgegangen, was sehr hilfreich war und wir haben uns auch mehrmals während des Kongresses getroffen und um unsere Eindrücke auszutauschen.
Porto: Dank der Einweisung und Betreuung von Prof. Stierer war das sehr einfach, die Vorträge fanden auch alle in derselben Halle statt. Daneben war vor allem der Bereich mit den Pharma-Ständen von Interesse. Dadurch war es einfach, bei einem Kaffee in der Pause alles über die neuesten Entwicklungen zu erfahren.
Gab es für Sie Highlights? Wenn ja, welche?
Strobl: Die Workshops und hier vor allem der Vortrag über „Surgical management of early breast cancer 2015“ von der US-amerikanischen Expertin Monica Morrow, sowie die Session „Bridging clinic with biology: Emerging drugable pathways on the horizon“ und da vor allem der Vortrag „Targeting FGFR pathway“ vom britischen Forscher Nicholas Turner.
Porto: Für mich war vor allem die Präsentation der endokrinen Therapie von besonderer Bedeutung, vor allem hinsichtlich der prämenopausalen Patientinnen. Dann noch die Präsentation der SOFT- und TEXT-Studie und der Stellenwert der ovariellen Suppression. Natürlich ebenso wichtig ist die adäquate Behandlung der Patientinnen mit BRCA 1/2-Mutationen. Das wird immer wichtiger, da genetische Mutationen auch für die Patientinnen immer mehr an Bedeutung gewinnen und die Häufigkeit genetischer Untersuchungen deutlich zunimmt. Nicht zuletzt durch Prominente wie z.B. Angelina Jolie.
In Zukunft wird der Apoptose-Marker Bcl2 auch beim Mammakarzinom immer mehr Relevanz erlangen. Und vor allem gewinnt die Diskussion der adäquaten Therapie von Patientinnen im höheren Alter bzw. bei reduziertem Allgemeinzustand immer mehr an Bedeutung.
Frau Dr. Strobl, sehen Sie chirurgische Themen ausreichend vertreten oder würden Sie sich in diesem Bereich mehr Input wünschen?
Input im chirurgischen Bereich ist natürlich immer gut, besonders für uns Chirurgen. Andererseits ist genau das auch ein sehr guter Rahmen, um sich in Bereichen der interdisziplinären Zusammenarbeit Anregungen zu holen und sich weiterzubilden.
Haben Sie beide die Consensus Panel Discussion verfolgt? Wenn ja, wie haben Sie sie erlebt?
Strobl: Ich habe sie mitverfolgt und abgesehen von kleinen Startschwierigkeiten, fand ich die Fragestellungen spannend. Es zeigte einmal mehr, wie komplex und vielschichtig die einzelnen Themen selbst für Experten sind.
Porto: Leider musste ich bereits am Vortag, also Freitag, wieder zurück und konnte deshalb an der Consensus Panel Diskussion nicht teilnehmen. Ich habe mir jedoch die Highlights berichten lassen. Immerhin ist diese Diskussion nahezu einmalig und typisch für das St. Gallen Meeting.
Was nehmen Sie für sich persönlich mit?
Strobl: Networking und das Denken in anderen Bereichen ist wichtiger denn je.
Porto: Sehr eindrucksvoll war die strukturierte Präsentation und Einteilung in Themenkomplexe. Für mich persönlich wird vor allem das Votum zur verlängerten endokrinen Therapie von Bedeutung sein und auch die Patienten nun unmittelbar betreffen.
Konnten Sie von einem Mentor als Begleiter durch den Kongress profitieren?
Strobl: Ja, das konnte ich wirklich. Es war hilfreich und auch eine Bereicherung, von Prof. Pfeiler als Mentor im Rahmen des Kongresses begleitet worden zu sein.
Porto: Mein Mentor, Prof. Stierer, war für den Kongress sehr wertvoll. Wir haben nach den einzelnen Sessions die Vorträge und Highlights noch einmal besprochen. Dadurch konnte ich das Maximale aus den Tagen herausholen.
Konnten Sie KollegInnen anderer Länder kennenlernen?
Strobl: Ja, auch dazu bot sich reichlich Gelegenheit, die ich gerne genutzt habe.
Porto: Ich war auch hier sehr froh, dass mich Prof. Stierer unter seine Fittiche genommen hat, dadurch hatte ich eine sehr kompetente Führung durch den Kongress. Außerdem hatte ich Gelegenheit, Kollegen aus Wien und Salzburg wiederzutreffen und Gedanken auszutauschen. Neue Kontakte aus anderen Ländern habe ich keine geschlossen, obwohl die Sprachen am Kongress sehr vielfältig waren und die Stimmung dadurch sehr lebhaft. Wien als Kongressort ist auch einfacher zu erreichen als St. Gallen in der Schweiz.
Haben Sie unterschiedliche Sessions besucht oder waren Sie zu zweit unterwegs?
Strobl: Wir haben die Sessions getrennt besucht und danach über unsere Eindrücke gesprochen.
Porto: Ich habe versucht, so viele Sessions wie möglich zu besuchen. Dabei hat mich Prof. Stierer mehrmals mitgenommen, andere Sessions habe ich mit Kollegen aus Innsbruck, allen voran mit meiner lieben Kollegin und Freundin Frau Dr. Czech besucht. Das Programm war sehr dicht, deshalb habe ich auch einzelne Sessions, die meine Arbeit weniger betreffen, wohl schweren Herzens ausfallen lassen.
Würden Sie KollegInnen eine Kongressteilnahme empfehlen?
Strobl: Auf jeden Fall! Eindrücke zu sammeln, die Arbeitsweise und Herangehensweise anderer kennenlernen zu können, ist auch für die eigene Arbeit eine Bereicherung.
Porto: Ich würde allen KollegInnen eine Teilnahme an Kongressen empfehlen. Durch Kongresse hat man die Gelegenheit, die Arbeit von Kollegen aus verschiedenen Ländern kennenzulernen und dadurch Neues für die eigene Arbeit zu gewinnen. Sie motivieren und wirken ein bisschen auch immer wie ein kleiner Urlaub.
Glauben Sie, von Kongressaufenthalten für Ihre berufliche Karriere zu profitieren?
Strobl: Ja, einerseits um Wissen und den eigenen Horizont zu erweitern, oder um Input für eigene Forschungsprojekte zubekommen und andererseits um Networking betreiben zu können.
Porto: Auf alle Fälle! Alle neuesten Entwicklungen, Studienergebnisse werden auf Kongressen präsentiert. Dadurch ist man immer up to date und hat die Möglichkeit, den Patientinnen den neuesten Stand in Sachen Therapie anbieten zu können. Des weiteren erhält man durch Kongresse reichlich Motivation, um sich selbst immer am Laufenden zu halten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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