Internationale Kollaborationen

Sicherer Kinderwunsch während endokriner Brustkrebstherapie: Die ABCSG 48 / IBCSG 48-14 / POSITIVE-Studie (2018) und Publikation im NEJM (2023) und J Clin Oncol (2024)

Die internationale POSITIVE-Studie bringt Hoffnung für junge Frauen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs und Kinderwunsch. Die auch in Österreich unter Teilnahme der ABCSG durchgeführte Studie untersucht, ob eine Unterbrechung der endokrinen Therapie möglich ist, ohne den Heilungsprozess von Brustkrebspatientinnen zu gefährden. Die Studie wird von der International Breast Cancer Study Group (ETOP IBCSG Partners Foundation) geleitet und umfasst 20 Länder. Die ABCSG beteiligt sich mit Zentren in Graz, Salzburg, Wien und Innsbruck.

Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs wird in der Regel mit einer endokrinen Therapie behandelt, um das Wachstum der Tumorzellen zu hemmen. Diese Therapie stellt jedoch für Frauen mit Kinderwunsch eine Herausforderung dar, da eine Unterbrechung der Behandlung das Rückfallrisiko erhöhen könnte. Die POSITIVE-Studie untersucht nun erstmals systematisch im kontrollierten Setting einer klinischen Studie, ob eine Behandlungspause sicher ist, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen. An der Studie nehmen insgesamt 518 Patientinnen teil, die ihre endokrine Therapie für bis zu zwei Jahre unterbrachen, um schwanger zu werden. Während dieser Zeit wurden sie engmaschig überwacht, um das Rückfallrisiko abzuschätzen und den Verlauf der Schwangerschaft zu dokumentieren.

Die ersten Ergebnisse der Studie sind äußerst vielversprechend. Die Rate der Brustkrebsrezidive war vergleichbar mit der von Frauen, die ihre Therapie nicht unterbrochen hatten. Zudem war die Zahl der Schwangerschaften und Geburten bemerkenswert hoch: 368 Frauen wurden schwanger, und insgesamt wurden 365 Kinder geboren. Diese Werte liegen im Normbereich oder sogar über dem Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung, was die Sicherheit und Durchführbarkeit des Verfahrens unterstreicht.

Die POSITIVE-Studie liefert damit erstmals evidenzbasierte Daten zur Möglichkeit einer Schwangerschaft während der Behandlung von hormonrezeptorpositivem Brustkrebs und wurde im Mai 2023 prominent im New England Journal of Medicine (DOI: https://doi.org/10.1056/NEJMoa2212856) publiziert. Die Auswertung von sekundären Endpunkten wurde im Mai 2024 in einer Nachfolgepublikation im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht (DOI https://doi.org/10.1200/JCO.23.02292).

Mit dem geplanten Langzeit-Follow-Up sollen weitere Erkenntnisse zur langfristigen Sicherheit gewonnen werden. Diese Daten sind entscheidend, um die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern und ihnen fundierte Entscheidungen zu ermöglichen. Die ABCSG ist stolz, Teil dieses internationalen Projekts zu sein und dazu beizutragen, das Wissen über die Behandlungsmöglichkeiten von Brustkrebs und Schwangerschaft zu erweitern.

ABCSG 41/ BIG 6-13 / OlympiA-Studie: 2017 – 2028 und Publikation im NEJM (2021)

Adjuvantes Olaparib verbessert 3-Jahres-Überleben bei Patient:Innen mit BRCA1– oder BRCA2-mutiertem Brustkrebs.

Die ABCSG 41 / BIG 6-13 / OlympiA-Studie ist ein internationales Projekt zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit der Medikation Olaparib bei HER2-negativen Hochrisiko-Brustkrebspatient:innen mit BRCA 1/2-Keimbahnmutationen, die eine definitive lokale und neoadjuvante bzw. adjuvante Behandlung abgeschlossen haben. Die Phase-3-Studie war am 28. Mai 2019 ausrekrutiert und schloss 1.836 Patient:innen aus 23 Ländern ein, die ein hohes Risiko für ein erneutes Auftreten der Krankheit hatten, nachdem sie bereits eine Standardbehandlung wie Chemotherapie, Operation und Bestrahlung erhalten hatten.

Das primäre Ziel von OlympiA war es, die invasive krankheitsfreie Überlebensrate (iDFS) zu bestimmen. Das äußerst positive Ergebnis der Studie, das im Juni 2021 prominent im New England Journal of Medicine unter dem Titel „Adjuvant Olaparib for Patients with BRCA1 or BRCA2 Mutated Breast Cancer“ publiziert wurde, zeigte, dass sowohl die iDFS-Rate nach drei Jahren bei Patient:innen, welche die Studienmedikation Olaparib erhalten hatten mit 85,9% gegenüber 77,1% in der Placebo-Gruppe, als auch das Distant Disease Free Survival (DDFS) mit begrenzten Auswirkungen auf die von den Patient:innen angegebene Lebensqualität, signifikant waren.

Die bahnbrechenden Ergebnisse, die neue Behandlungswege für eine Patient:innengruppe mit sehr speziellen Herausforderungen eröffnen, stellen zweifelsohne einen Meilenstein in der Therapie des BRCA-assoziierten frühen Mammakarzinoms dar. Sie sind besonders bedeutsam, da sie erstmals zeigen, dass ein PARP-Inhibitor in der adjuvanten Therapie das Rückfallrisiko bei Hochrisikopatient:innen mit BRCA-Mutationen senken kann. Olaparib wurde daher von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) für die adjuvante Behandlung von BRCA-mutiertem, HER2-negativem Brustkrebs im Frühstadium zugelassen.

Die Erkenntnisse der Studie unterstreichen auch die Bedeutung von genetischen Tests zur Identifizierung von Patient:innen, die von einer solchen Therapie profitieren könnten – Tests, von denen wir hoffen, dass sie bald routinemäßig und niederschwellig verfügbar sein werden.

Die ABCSG freut sich über die Teilnahme an diesem wichtigen internationalen Projekt zur Vertiefung des Verständnisses der Behandlungsmöglichkeiten von HER2-negativen Hochrisiko-Brustkrebspatient:innen mit BRCA 1/2-Keimbahnmutation. Weitere Erkenntnisse zur Langzeitsicherheit sollen durch die geplante Langzeitbeobachtung bis 2028 gewonnen werden.

NEJM, June 3, 2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2105215



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