Ein Interview mit Dr. Thomas Kann
14.06.2010Stipendiat von abcsg.future und ASCO-Teilnehmer
Dr. Thomas Kann vom Institut für Radioonkologie des SMZ Süd hat im Rahmen des Nachwuchsförderprogramms abcsg.future ein Reisestipendium zum ASCO in Chicago erhalten. Als Mentor stand ihm OA Dr. Alois Lang aus Feldkirch, Vorstandsmitglied der ABCSG, zur Seite. Nach seiner Rückkehr haben wir Dr. Thomas Kann über seine Eindrücke befragt
Wie sind Sie auf abcsg.future bzw. das Reisestipendium der ABCSG zum ASCO in Chicago aufmerksam geworden?
Dr. Kann: Frau Prim. Univ.-Doz. Dr. Annemarie Ulrike Schratter-Sehn hat mich auf dieses Förderprogramm der ABCSG aufmerksam gemacht und meine Bewerbung so angeregt.
Haben Sie am Kongress auch die Sessions unserer vier teilnehmenden ABCSG-Ärzte besucht? Was konnten Sie daraus mitnehmen?
Dr. Kann: Am Montag, den 7. Juni, konnte ich die „oral abstract session“ mit der Präsentation von Dr. Pfeiler besuchen. Seine souveräne Darstellung der Analyse der ABCSG-Studie 12 unterstrich die Bedeutung des BMI auf die endokrine Therapie bei prämenopausalen MammakarzinompatientInnen. Anschließend besuchte ich die Posterpräsentationen über die adjuvante Therapie des Mammakarzinoms mit den Posterbeiträgen von Prof. Gnant, Prof. Steger und Doz. Dubsky. Letzterer präsentierte Daten der Studie ABCSG-8: Eine Therapieänderung von Tamoxifen zu Anastrozol führt verglichen zu einer 5-jährigen Dauertherapie mit Tamoxifen zu einem verbesserten overall und disease free survival. In der Studie von Prof. Steger wurde im Rahmen der Studie 24 beobachtet, dass Capecitabine zusätzlich zur neoadjuvanten Standardchemotherapie Epirubicin/Docetaxel zu signifikant häufigeren kompletten pathologischen Remissionen führt. Prof. Gnant zeigte in seiner Posterpräsentation ein Update der Ergebnisse der Studie 12 mit medianem follow up von 62 Monaten. Die eindrucksvollen Daten über die Wirkung von Zoledronsäure auf overall survival und disease free survivall konnten, wie bereits am ASCO 2008, auch bei längerem follow up nochmals bestätigt werden.
Zusätzlich zu den Beiträgen der ABCSG-Ärzte konnte ich am Montag noch eine weitere österreichische Posterpräsentation von Dr. Bachner besuchen: Seine retrospektive Analyse von Seminompatienten untersuchte die Bedeutung des FDG-PET nach Chemotherapie.
Wie haben Sie die Tage auf der Konferenz erlebt?
Dr. Kann: Es waren sehr informative und lehrreiche, aber auch intensive Tage, die viel Konzentration abverlangten.
Was wird Ihnen in Erinnerung bleiben?
Dr. Kann: In Erinnerung wird mir vor allem das breite Spektrum und die enorme Vielfalt der präsentierten, onkologischen Studienergebnisse bleiben. Auch die Quantität der Daten mit z.B. mehr als 10.000 Abstracts aus allen Teilgebieten der Onkologie war sehr beeindruckend.
Wie war die Betreuung vor Ort – konnten Sie OA Dr. Alois Lang treffen?
Dr. Kann: Seitens der ASCO war dieses Großereignis bestens organisiert. Auch die freundliche und engagierte Betreuung vor Ort sowie die bestens organisierten Flüge und die ausgezeichnete Unterkunft trugen ebenfalls zum gelungenen Gesamterlebnis „ASCO 2010“ bei. Trotzdem war es beruhigend Herrn OA Dr. Lang als Mentor und erfahrenen Onkologen an meiner Seite zu wissen. Wir hatten während des Kongresses mehrmals die Gelegenheit einander zu treffen.
Welche Erfahrungen können Sie jungen PrüfärztInnen weitergeben, die ASCO das erste Mal besuchen?
Dr. Kann: Um das Annual Meeting bestmöglich zu nützen, ist ein rechtzeitiges und gründliches Studium des Programms im Voraus sehr wichtig. Insbesondere bei den Posterpräsentationen ist ein genaues Timing wichtig, da die Zeitfenster dafür sehr eng sind. Weiters sollte man sich dringend auf thematische Schwerpunkte festlegen, um die Gefahr einer frustrierenden Verzettelung zu mindern. Schließlich ist auch eine gute örtliche Planung der zu besuchenden Konferenzhallen von Vorteil, um unnötiges und zeitraubendes Herumirren zu vermeiden.
Was wäre noch eine sinnvolle Unterstützung für junge ÄrztInnen, die Interesse an klinischer Forschung haben?
Dr. Kann: Generell ist das abcsg.future-Programm bereits sehr vorbildlich und ausgereift. Als zusätzliche Anregung könnte ich mir vorstellen, ein weiters Modul über Statistik einzuführen, da erfahrungsgemäß fehlendes statistisches Basiswissen eine der größten Hürden für selbständige klinische Forschung ist.
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